Philipp Tauscher spielt Goalball
»Bei ihm stimmen Talent, Einsatz und Wille«
Wer holt sich den ersten sächsischen Goalball-Meistertitel? Wahrscheinlich Dresden. Aber Leipzig hat am dritten und letzten Spieltag Heimvorteil! Rollen und springen wird der Ball am 3. November in der Turnhalle der Wladimir-Filatow-Schule, also in Grünau. 10 Uhr beginnt der Spaß und 14.40 Uhr das aller Voraussicht nach entscheidende Spiel Leipzig I gegen Dresden. Danach folgt die Siegerehrung. Neben Spielern aus Dresden und Leipzig nehmen auch solche aus Chemnitz teil.
Für die Leipziger tritt unter anderem Philipp Tauscher an. Der 18-Jährige besuchte die Wladimir-Filatow-Schule von der ersten bis zur zehnten Klasse, derzeit macht er sein Abitur in Königs Wusterhausen. Philipp ist sehbehindert, die Grünauer Schule eine Einrichtung für Blinde und Sehbehinderte – und somit der ideale Platz für Goalball. Diese Disziplin, so erklärt es Trainer und Sportlehrer Tino Thomas, wurde nämlich nach dem Zweiten Weltkrieg speziell für Blinde und Sehbehinderte entwickelt.
Auch die wollten Sport treiben, möglichst robust. Robust heißt jedoch nicht, dass die gegnerischen Mannschaften rüde miteinander in Berührung kommen, sondern dass schnell und kraftvoll gespielt wird. Auf einem Volleyballfeld stehen sich zwei Dreier-Teams gegenüber und werfen den basketballähnlichen, aber viel schwereren und klingelnden Ball auf das andere Tor.
Das ist mit neun Metern so breit wie das gesamte Spielfeld und wird von den Angegriffenen im Liegen beziehungsweise – wegen der Geschwindigkeit – im Fliegen verteidigt. Philipp spielt als Center in der Mitte und blockt laut Trainer Thomas acht von zehn Bällen hin und her fliegend ab. Rechts und links hinter ihm agieren die Flügelspieler. Alle tragen schwarze Brillen, um gleich wenig sehen zu können. Die Positionen sind mit erfühlbaren Klebebändern markiert.
Jedes Team bleibt in seiner Hälfte. Kommt man also mit Spielern in Kontakt, dann sind es die eigenen. »Das Spiel wird in der Verteidigung entschieden«, sagt Tino Thomas. Er und Holger Eckardt bauen die völlig eigenständige Sportart – es gibt kein Pendant für Nichtbehinderte – seit zehn Jahren in Leipzig auf. 2012 schlossen sie sich dem Verein L.E. Sport an und in diesem Jahr wurde das in Grünau trainierende U19-Team zum ersten Mal Deutscher Meister! Die Erwachsenenmannschaft von L.E. Sport spielt in der zweiten Bundesliga und möchte schnellstmöglich zurück in die erste.
Philipp ist immer mit dabei und darüber hinaus seit 2017 Teil der Jugendnationalmannschaft. Sein Ziel sind die Paralympics 2024 in Paris, 2020 würde er gerade genau in seinen Abi-Prüfungen stecken. Nächstes Jahr fährt er zur WM nach Sydney sowie zur EM nach Rostock. »Bei ihm stimmen Talent, Einsatz und Wille«, zollt Tino Thomas, der den jungen Champion unbedingt in Leipzig halten möchte, Respekt. Er weiß, dass auch die Konkurrenz, zum Beispiel aus Marburg oder Ilvesheim, starkes Interesse zeigt.
Neben Goalball bei L.E. Sport spielt Philipp beim 1. FC Lok Blindenfußball. Was er nach dem Abi machen möchte, weiß der junge Lindenauer noch nicht, aber dass Goalball »das Beste« ist, kann er aus langjähriger Erfahrung sagen. Am 3. November erleben wir ihn in der Filatow-Turnhalle in Aktion, ein weiterer Höhepunkt dort wird das Weihnachtsturnier am 20. Dezember sein.
Bert Hähne