Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Jürgen Leiderts Erinnerungen

Was für ein schönes Leben!

Jürgen Leidert lebt seit 1979 in Grünau. Seine im Vorjahr im Engelsdorfer Verlag erschienenen Erinnerungen »Karussell an den Seitenstraßen« sind etwas für alte Leipziger, sie setzen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs ein. Damals hielt sich der kleine Jürgen, der im Buch Jörg heißt, in Frankenheim bei seiner Tante auf. Denn auf dem Land waren Bombenangriffe viel weniger zu befürchten als in der Stadt beziehungsweise in Stötteritz, wo die Großeltern eine Drogerie besaßen und der Vierjährige mit seiner Mutter eigentlich wohnte.

»Wir haben als Kinder sehr exakt beobachtet«, erklärt der heute 77-Jährige, »das hatte mit dem Krieg zu tun.« Seinem Cousin Gunter hätte er in Frankenheim beinahe die Ohren abgeschnitten, weil der einfach nicht hören wollte und Mutter und Tante für einen solchen Fall eben jene Strafe angedroht hatten. Zum Glück tauchten die Frauen rechtzeitig wieder auf. Was lernen wir daraus? Vorsicht, Kinder nehmen die Worte der Erwachsenen sehr ernst! Und sie merken sich alles. Zum Beispiel, woraus und wie einst falscher Brathering und Pfefferwodka zubereitet wurden.

Explosion mit Unkraut-Ex

Oder wie man mit Unkraut-Ex der Marke HEDIT eine Explosion herbeiführen kann: »Ich nahm eine Zeitung, legte sie in den Balkonkasten, schüttete darauf das Unkraut-Ex, darüber eine Tüte Zucker, etwas Schwefel und eine Tüte Salz. Danach brannte ich das Zeitungspapier an ...« Ein zweieinhalb Meter großer Feuerball war Ergebnis dieses Tuns. Die Polizei kam ins Haus, Jörg versprach unter Tränen so etwas nie wieder zu tun.

Der Kleine wurde größer. Es folgten Liebesspiele am Völkerschlachtdenkmal, Stiefvaters Bauprojekte – Oper, Hotel Deutschland, Uniriese – und eine berufliche Begegnung mit dem seinerzeit fernsehbekannten Meister Nadelöhr, nach einer »Kalten Ente« in der Regina-Bar außerdem ein Abenteuer mit einer Bardame und Zweifel, ob man so eine schicke Frau auf Dauer halten kann.

Stötteritz, Connewitz und Grünau

Bis zur ersten Heirat 1961 wohnte Jürgen Leidert in Stötteritz, dann in Connewitz und schließlich in Grünau. Er war Retuscheur, in der Werbung und im Kulturbereich tätig. Sein eigentliches Gebiet aber, so erzählt er, sei die Malerei. Die erste Ausstellung nach der Wende hatte er in Bremerhaven. Sie kam über einen Messegast zustande, welchen er im Grünauer Krug getroffen hatte. Schon zu DDR-Zeiten organisierte Jörg alias Jürgen sich Malerreisen nach Bratislava und Moskau.

Von all dem berichtet er in seinen Erinnerungen, und der Leser denkt: Was für ein schönes, ereignisreiches und interessantes Leben! Voller Begegnungen und Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen, voller Nachmittage und Abende in Cafés, Bars und Kneipen. Als Leipziger kennt man viele Orte und Namen und verknüpft Jürgen Leiderts Rückschau mit seiner eigenen. Man möchte sich bei Kaffee, Bier und Zigaretten zusammensetzen und zu den geschriebenen Worten Bilder sehen, gemalte und fotografierte.

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