Uwe Rieck - ein Mann für alle Fälle
»Los geht’s«
, sagt Uwe Rieck, klemmt seine Unterlagen unter den Arm und
macht sich auf seinen Weg durchs Viertel. Kaum, dass der Mieterbetreuer aus seinem Ladenbüro in der
Alten Salzstraße tritt, trifft er auch schon auf seinen ersten Problemfall. Eine ältere Dame begrüßt
ihn zunächst, schießt dann aber gleich los:
»Gut, dass ich sie sehe, ich wollte gerade zu Ihnen. Mein Lichtschalter ist kaputt und
jetzt sitz ich abends im Dunkeln«
, klagt sie ihm ihr Leid. »Kein Problem, ich
schicke Ihnen jemanden, der das repariert. Das geht schnell«
, beruhigt Rieck, macht sich
Notizen und setzt nach einem kurzen Plausch seinen Weg fort. »Das ist das Schöne am Service-Kiosk«
,
freut sich der 51-Jährige über die schnelle Hilfe, die er in diesem Fall leisten
konnte. »Die Leute fallen aus der Haustür und können ihr Problem gleich an Ort und Stelle
klären.«
Mit seinen beiden Kolleginnen Sandra Graischen und Brigitte Eisert kümmert sich Uwe Rieck nicht nur um
die zirka 200 Mietbereiche im WK 2. Dem Team obliegt zudem die Mietbetreuung in anderen Wohnkomplexen.
»Anliegen gibt es zur Genüge«
, meint er lachend. Sogar so viele, dass an manchen
Sprechtagen das Telefon nicht stillstehen will und die Mieter im Viertelstundentakt vorsprechen.
»Da schwirrt dir der Kopf, wenn du abends heimgehst«
, beschreibt Rieck so einen Tag
scherzend. Mal sei es eine weggeworfene Flasche in der Grünanlage, dann wieder Mängel in der Wohnung oder
eine Beschwerde über laute Nachbarn.
»Man könnte sagen, wir sind Mädchen für alles. Bei den älteren Mietern kommt es auch schon mal
vor, dass wir wegen einer kaputten Glühlampe auftauchen. Aber es ist ja auch gut so, dass sich die Leute
an uns wenden und meistens sind die Wünsche auch realisierbar«
, so Rieck, der sich einst um eine
Hausmeisterstelle bei der damaligen GWL bewarb, um eine Wohnung in Grünau zu bekommen. Später wurde er zum
Objektbetreuer und kümmerte sich um 2500 Wohnungen. Seit eineinhalb Jahren ist er nun Mieterbetreuer.
»Die Arbeit macht Spaß, auch wenn es oft stressig ist und man sich mitunter auch mal ärgern
muss. Aber, wo gibt’s das nicht?«
25 Jahre habe er selbst in Grünau, im WK 7 gewohnt. Ein
Vorteil, wie Uwe Rieck meint, denn: »Da weiß man einfach, wo den Menschen der Schuh
drückt.«
Während er zu seinem nächsten Termin, einer Wohnungsabnahme eilt, erzählt er von einem
Fall, der weitaus kniffliger war, als ein kaputter Lichtschalter.
»Hier im Block wohnt eine Familie mit Drillingen. Die Vierraumwohnung wurde mit zunehmendem
Alter der Mädchen, die mittlerweile zehn Jahre alt sind, natürlich zu klein, aber sie wollten nicht
wegziehen. Die Mutter kam dann mit der Frage, ob die
LWB nicht eine Verbindung zur angrenzenden
Abstellkammer herstellen und die Wohnung somit vergrößern würde«
, erinnert sich Rieck. Diese
Idee sollte jedoch zunächst an den Nachbarn scheitern, die die Kammer nicht räumen wollten.
»Später fand sich die Lösung, in dem wir zwei nebeneinander liegende Wohnungen mittels einer Tür
verbanden. Momentan sind die Gersdorfs dabei, ihr neues, 160 Quadratmeter großes Domizil zu
beziehen«
, sagt der Mieterbetreuer nicht ohne Stolz.
Innerhalb von nur vier Wochen wurde der Verbindungsdurchgang geschaffen, beide Bäder saniert, die
Elektrik auf den neuesten Stand und einen Zähler gebracht und einige Fenster ausgetauscht.
»Natürlich können wir das nicht mit jeder Wohnung machen, aber in dem Fall war Not am
Mann.«
Inzwischen ist Uwe Rieck bei der Wohnung angelangt, die heute übergeben werden soll. Solche Termine
gehören ebenso wie Besichtigungen mit Mietinteressenten zu seinen Aufgaben. Zählerstände ablesen,
schauen, ob alles in ordentlichen Zustand gebracht wurde und das war’s auch schon für die
ehemaligen Mieter. Nicht immer gehen Bewohner freiwillig. »Neulich mussten wir eine Wohnung
zwangsräumen lassen - Mietschulden. Das junge Paar war schon weg, die Zimmer waren voller
Gerümpel.«
Nicht schön sei das, sagt Rieck, aber manchmal ginge es eben nicht anders. Zwar sei der 11-
Geschosser trotz der Größe des Objekts relativ ruhig, aber zu einigen Mietern gehe er ungern allein.
Cholerischen Ausbrüchen begegne er allerdings gelassen. Immerhin habe er ein Deeskalationstraining
besucht und das bewähre sich in solchen Fällen. Mehrere Termine stehen heute noch auf dem Plan des
LWB-Mitarbeiters.
Zwischendurch schaut sich Uwe Rieck in den Häusern um, klingelt bei Mietern, die
beispielsweise einen Mängelzettel im Briefkasten hinterlassen haben, kontrolliert die Grünanlagen oder
hält einen kleinen Schwatz vor allem mit den älteren Leuten.
»Ein bisschen sind wir ja
auch wie Seelsorger«
, sagt er nachdenklich.
kmn