Billy ist traurig!
Hallo liebe Leserinnen und Leser!
Eigentlich kann ich gar nicht schnattern,
weil ich ganz doll traurig bin! Aber meine Oma hat gesagt, dass ich ruhig erzählen soll, warum
ich so unglücklich bin. Ich habe Angst um meine Freunde. Also ich will mal der Reihe nach
loslegen. Wie ich mal wieder mit meiner Oma am See entlang schwimme, sehe ich doch meine
Freunde, die Schwäne, alle auf einen Haufen in Richtung Ufer schwimmen. Etwa dort, wo früher
mal diese komische Rutsche stand, an diesem gepflasterten Weg, der noch aus dieser Zeit stammt.
Da mußte irgend etwas passiert sein, dachte ich mir und schwamm so schnell ich konnte
hinterher. Dann sah ich den Grund. Eine Frau stand dort mit einem großen Wagen und fütterte die
Schwäne. Was es da alles gab! Brot mit und ohne Butter, Obst, ja sogar Gemüse! Natürlich
futterte ich fleißig mit und auch die Bleßhühner und die Fische schmatzten fröhlich drauf
los.
Doch dann kam meine Oma und verdarb mir gewaltig meinen Appetit. Gerade als ich Brokkoli
erwischte, nahm sie mir den einfach aus den Schnabel. Davon würde ich Bauchschmerzen bekommen,
weil der bläht, sagte sie. »Nun gut«
, meinte ich darauf. »Dann esse
ich eben ein Butterbrot.«
Doch meine Oma schüttelte so heftig mit dem Kopf, dass das
Wasser aus dem Gefieder spritzte, und verbot mir noch mehr zu essen. Dabei hatte ich ehrlich
Hunger! Wir schwammen ein Stück zur Seite, denn nun wollte meine Oma mir erklären, warum sie so
böse darüber war. Sie meinte, dass jedes Tier sich sein Futter selber suchen sollte. Wenn mal
ab und an ein Kind oder auch ein erwachsener Mensch ein paar Krümel Brot an die Tiere
verfüttert, so ist das nicht schlimm. Doch die Schwäne sind bald nicht mehr in der Lage, ihr
Futter allein zu suchen und zu finden, wenn sie fast regelmäßig gefüttert werden.
Oma erinnerte sich an einen kalten Winter, wo der See lange zugefroren war. Damals kamen viele Menschen mit Futter und das war in Ordnung, meinte sie. Das verstand ich nicht, schließlich ist das doch egal, woher das Futter kommt, Hauptsache man wird satt. Und was ist, wenn die Frau mal nicht mehr kommt? Sie kann ja auch krank werden oder woanders hinziehen, weit weg! So kann nur Oma denken! Ich überlegte. Was ist dann? Stimmt, sie können sich vielleicht ihr Futter gar nicht mehr selber suchen… dann müssen meine Freunde, die Schwäne vielleicht verhungern! Vor Aufregung trank ich ein Schluck Wasser, doch da schimpfte meine Oma schon wieder. Ich sollte das Wasser hier nicht trinken. Lieber auf der anderen Seite des Sees, weil mich durch das Wasser das viele viele Futter krank machen könnte.
Das begriff ich nicht. Oma erklärte, dass noch vom vorhergehenden Mal Futterreste im Wasser
lagen und schon vor sich hin moderten. Irgend etwas von Salmonellen sagte sie, aber da schwamm
ich schon weg. Weit weg von dem Ort, wo die Frau mit den Wagen und den vielen Säcken die
Schwäne fütterte. Oma schwamm hinterher und sagte nur, dass die Frau es sicher gut meint, aber
manchmal wäre es besser, wenn man von Menschen, die es gut mit einem meinen, verschont bliebe.
Ja und seit dem bin ich traurig, weil ich Angst um meine Freunde, die Schwäne habe.
Bis zur
nächsten Ausgabe grüßt Sie ganz lieb
Ihre traurige Ente Billy