Baldige Entscheidung
KOMM-Haus ab Januar in freier Trägerschaft?
»Zunächst«, so versichert der Geschäftsführer des soziokulturellen Zentrums »Villa« Oliver Reiner, »wird mit dem und im KOMM-Haus alles so weiter gehen, wie bisher. Und das Haus wird personell verstärkt.« Zwar hatte er dabei vergessen zu erwähnen, dass der angestrebte Trägerwechsel noch von mindestens zwei politischen Gremien »abgenickt« werden muss, bevor die »Villa« das bislang kommunale Kulturhaus im Grünauer WK 8 übernehmen kann, aber die rund 70 Besucher des Informationsabends am 15. November konnte er mit dieser Aussage erst einmal beruhigen. Drei Tage zuvor waren die Reaktionen im Stadtbezirksbeirat West (SBB), der sich mit der Beschlussvorlage »Übergang KOMM-Haus in freie Trägerschaft« zu beschäftigen hatte, deutlich kritischer.
Zum einen störten sich die politischen Vertreterinnen und Vertreter Grünaus daran, dass die Übergabe bereits am 1. Januar 2019 erfolgen soll. »Wie kann denn das in der Kürze der Zeit umgesetzt werden?«, fragte Karin Färber, die für die Linkspartei im SBB sitzt. Die Linke lehnt den Trägerwechsel generell ab und kritisiert den Rückzug der Kommune aus dem ohnehin schwierigen Stadtteil. Färber indes hatte einen ganzen Fragenkatalog vor sich liegen und blieb hartnäckig. Als langjähriges Mitglied des KOMM e.V., der eng mit dem gleichnamigen Haus verbunden ist, hat sie das Papier gründlich unter die Lupe genommen. Dabei ist ihr unter anderem aufgefallen, dass im Untermietvertrag vereinbart wird, dass die »Villa« ihre Räumlichkeiten keinen Parteien oder politisch agierenden Vereinen überlassen darf. Das stieß allen SBB-Vertretern gehörig auf und wird sicher spätestens in der Ratsversammlung am 12. Dezember eine Rolle spielen, wenn der Stadtrat den Trägerwechsel beschließen soll.
Zwei Tage vorher hat auch der Stadtbezirksbeirat die Vorlage erneut auf dem Tisch. Denn zu einem Urteil sind die Damen und Herren im November noch nicht gelangt. Da viele aufgeworfene Fragen, vor allem zum Konzept und zur Weiterbeschäftigung des langjährigen KOMM-Haus-Mitarbeiters, nur durch den künftigen Träger »Villa«, in Persona Oliver Reiner, beantwortet werden könnten, wurde das Votum verschoben. Reiner wird somit am 10. Dezember, 18 Uhr in der Völkerfreundschaft erwartet und muss sich den Fragen der Beiräte und Gäste stellen. Die Sitzung findet wie immer öffentlich statt.
Die Verwaltung hatte nach einem Evaluations-Verfahren beschlossen, die letzte kommunale Kultureinrichtung in freie Trägerschaft zu übergeben, da sich ihrer Einschätzung nach die Betreibung eines solchen Hauses als soziokulturelles Zentrum einfacher realisieren ließe. Für die kommenden zwei Jahre stellt die Stadt eine institutionelle Förderung sicher, die sich an der Höhe der jetzigen finanziellen Ausstattung des Hauses orientiert. Im Frühjahr 2018 wurde die Trägerschaft offiziell ausgeschrieben und ein Interessenbekundungsverfahren gestartet. Neben der Villa Leipzig hatte sich auch der bundesweit agierende Verein »Outlaw« um die Trägerschaft beworben. Die Entscheidung pro »Villa« wurde von einem Fachgremium getroffen. Das letzte Wort hat nun der Stadtrat.
Klaudia Naceur